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Verächtlichmachung der Hömöopathen. Michael Frass ist beleidigt.

Im Online-Standard, berüchtigt berühmt für seine fachliche Qualifikation im medizinischen Bereich, lesen wir ein Interview mit Michael Frass, Vizepräsident der Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie in Österreich. Er wurde zu der lustigen Aktion 10:23 befragt, die heute stattfand. Er klingt irgendwie beleidigt. Kein Wunder, sich über ein zweihundert Jahre altes Hirngespinst geniales, ganzheitliches Gesundheitskonzept auf göttlicher Basis lustig zu machen, ist schon fies. Denn was sind schon 200 Jahre im göttlichen Erdenplan? Wie kann man nur bereits nach 200 Jahren intensiver Forschung in Biologie, Chemie, Biochemie, unzähligen ergebnislosen Studien sich darüber nur lustig machen, wo der Homöopath doch so ganz sicher ist, dass es funktioniert? Voll gemein. Aber schauen wir mal, was er so sagt, der Herr Dr. Frass:

derStandard.at: Bei der Aktion 10:23 nehmen hunderte Aktionisten einmalig eine größere Anzahl Globuli ein. Welche Wirkung darf man sich aus homöopathischer Sicht erwarten?
Frass: Selbstverständlich keine, weil die einmalige Einnahme einer Hochpotenz bei gesunden Personen nur selten ausreicht, eine Reaktion hervorzurufen. Jede Arzneimittelprüfung an gesunden Probanden setzt voraus, dass die Einnahme eines Präparates häufiger erfolgt. Es spielt auch keine Rolle, ob jemand zwei oder aber 500 Kügelchen auf einmal schluckt.

Aber klar doch. Homöopathie wirkt nur, wenn der Homöopath das will. Ob man null, zwei oder 500 Glaubuli schluckt, ist völlig egal. Stimmt. Dem Herrn Frass gelingt daraufhin ein Kunststück in kognitiver Dissonanz, wie es meist nur Homöopathen so perfekt gelingt:

Diese Aktion ist daher keine Desavouierung der Homöopathie – wie von den Kritikern eigentlich erwünscht – sondern vielmehr eine, nach dem Arzneimittelgesetz durchgeführte Sicherheitsstudie.

Eine Sicherheitsstudie. Das ist irgendwie grandios. Es wirkt nicht, es ist egal, wieviel man nimmt. Und das ist dann Sicherheit. Mit der „Logik“ kann man auch die Wirkung von Sicherheitsgurten an Figuren eines Wachsfigurenkabinetts „studieren“. Und zu super Ergebnissen kommen: Denen passiert mit Sicherheitsgurten gar nichts.

Hinterher weiß man dann nur soviel, dass es vollkommen ungefährlich ist einmalig Hochpotenzen einzunehmen.

Hey, Herr Frass: Ab wann wird es denn gefährlich? Ab zweimal, dreimal? Ist ja nicht so, dass solche Experimennte nicht schon oft durchgeführt worden sind – über längere Zeit. Selber schon gemacht. Warum sagen Sie sowas nicht?

derStandard.at: Welche Motivation steckt dann konkret hinter dieser Protestaktion?
Frass: Die Motivation der Aktionisten ist mir unklar, denn Homöopathie definiert sich ja nicht durch Hochpotenzen, sondern über das Ähnlichkeitsprinzip und das gibt es auch in der konventionellen Medizin.

Aha. Große feste Hörner bei Nashörnern = Potenzmittel? Solche Überzeugungen sind vorhanden, aber in der modernen Medizin eher weniger, wo war das nochmal?

Und Hochpotenzen sind ja in der Homöopathie völlig unwesentlich. Nur die Ähnlichkeit. Und was der olle Hahnemann gesagt hat, ist sowieso egal, bis auf seine geniale Erfindung, dass mit diesem homöopathischen Prinzip jeder individuell vor sich hin spinnen kann, ohne dass ihm einer ins Handwerk pfuscht. Nennt sich dann „individuelle Therapie“. Wer will da widersprechen. Womöglich hilft ja Excrementum Canium tatsächlich in einem einzigen Fall von Arbeitslosigkeit.

Wenn man beispielsweise das Herzglykosid Digitalis einnimmt, dann kann ein gesunder Organismus mit Herzrasen reagieren. Das ist seit dem 18.Jahrhundert bekannt und umgekehrt wird Herzrasen auch mit Digitalis therapiert.

Tatsächlich. Aber doch nicht mit dessen „Potenzierung“ = Verdünnung ins Unendliche! Weiß Herr Frass da überhaupt, was er da sagt? Zitieren wir der Einfachheit halber Wikipedia zu „Digitalis“:

Digitalisglykoside bewirken am Herzen eine Steigerung der Kontraktionskraft (positiv inotrop), eine Verringerung der Schlagfrequenz (negativ chronotrop), eine Verlangsamung bzw. Erschwerung der Erregungsleitung (negativ dromotrop) und begünstigen durch eine Senkung der Reizschwelle die Erregungsbildung (positiv bathmotrop). Sie können deshalb zur Therapie einer Herzinsuffizienz oder einer supraventrikulären Tachykardie, vor allem des tachykarden Vorhofflimmerns, eingesetzt werden. Nachteilig wirkt sich hier allerdings die positiv bathmotrope (Beschleunigung der Erregungsbildung) Wirkung der Digitalisglykoside aus, wodurch es bei Überdosierung zu Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern kommen kann.

Hier eine Analogie zur Homöopathie zu sehen, ist ziemlich daneben. Für einen Internisten erst recht, der ja mal höchstwahrscheinlich Vorlesungen in Chemie und Biochemie besucht hat. Er muss einerseits glauben, dass die Wirkstoffe (Digitalisglykoside) wirken, aber ebenso, dass sie in nicht mehr nachweisbarer Verdünnung wirken und dann im Gegenteil oder auch nicht. Kognitive Dissonanz schon wieder. Alles ist wahr und gleichzeitig falsch. Aber weiter Herr Dr. Frass:

Die Aktion 10:23 ist nur ein glänzender Selbstversuch, um die Sicherheit homöopathischer Substanzen zu bestätigen, aber nicht, wie die Veranstalter glauben, ein Beweis dafür, dass Homöopathie nicht wirkt.

Also Sicherheit durch Nichtwirkung, was Nichtwirkung aber nicht bestätigt. Man kann also durch Nichtwirkung nicht auf Nichtwirkung schließen. Aber dann ist Homöopathie trotzdem plötzlich gefährlich, versteh einer diese Gedankenpirouetten:

der Standard.at: Kann denn die falsche Einnahme homöopathischer Arzneimittel überhaupt Schaden anrichten?
Frass: Durchaus. Es gibt beispielsweise den tragischen Fall einer 32-jährigen Frau, die nach mehrmonatiger unkontrollierter Einnahme einer Niederpotenz im Jahr 1992 an den Folgen einer Arsenvergiftung gestorben ist. Christian Reiter, Gerichtsmediziner an der Medizinischen Universität Wien hat diesen Fall nach ausführlichem Studium der Homöopathie gelöst und publiziert.

Ein normaler Mensch würde einfach sagen: „Hey, da hat jemand zuviel Arsen zu sich genommen!“ Aber nein, ein Homöopath bringt auch hier das Kunststück fertig, die Vergiftung nicht auf das Arsen, sondern die Gefährlichkeit der Homöopathie / „Niederpotenz“ zu schieben. Wo sie doch grad eben noch völlig harmlos war (siehe oben)

derStandard.at: Kritiker behaupten, dass Patienten mit ernsthaften Erkrankungen Gefahr laufen, eine medizinische Behandlung zu verabsäumen, in dem Glauben dass die Homöopathie ihr Leiden heilen kann. Ist diese Angst berechtigt?
Frass: Natürlich nicht. Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, dass Homöopathie nur von Ärzten durchgeführt werden kann, die selbstverständlich eine entsprechende Ausbildung durchlaufen.

Natürlich nicht. Homöopatie ist ja grandios ungefährlich und gleichzeitig tödlich, wie Herr Frass bisher darstellte.

Aber menschliche Fehler gibt es hier und dort und unter Umständen kann es umgekehrt auch passieren, dass Patienten, die nicht zeit- und fachgerecht zum Homöopathen überwiesen werden, dadurch einen gesundheitlichen Nachteil erleiden.

Ah, die Homöopathie als Retter vor der Unfähigkeit der modernen Medizin. Starker Tobak. Da sind wir doch auf die Belege gespannt:

Mir fallen dazu drei Patienten mit schweren eindeutig diagnostizierten Krankheiten ein, die, bevor sie mit einer konventionellen Therapie behandelt wurden, bereits unter der Einnahme homöopathischer Arzneimittel geheilt werden konnten. Mit Placebo lassen sich solche Ergebnisse ganz sicher nicht erzielen.

Oha. Ihm fallen drei Patienten dazu ein. Und Placebo kann das natürlich nicht sein. Falsche Diagnosen, Spontanremissionen etc? Unmöglich! Immerhin hat Herr Frass drei Fälle im Kopf. Echtes wissenschaftliches Arbeiten. Das überzeugt ungemein.

derStandard.at: Kritiker behaupten aber, dass sämtliche Metastudien beweisen, dass, die klinischen Wirkungen der Homöopathie auf dem Placebo-Effekt beruhen.
Frass: Die Wahrheit ist, dass es viele Metaanalysen gibt die eine Wirkung der Homöopathie bestätigen.

Möge Herr Fass diese Studien benennen. Sonst dürfte man ihn wohl als frechen Lügner bezeichnen.

Die bedeutendsten, die mir einfallen, sind jene von Kleijnen et al. (1991) und von Linde et al. (1997). Die letzte im Lancet veröffentlichte Metaanalyse aus dem Jahr 2005 (Shang A, et al, Lancet 2005; 366:726-32) spricht ebenfalls für die Homöopathie, wurde aber falsch interpretiert.

Die Verdrehungskünste von in kognitiver Dissonanz Geübten sind tatsächlich bewundernswert: Kommt eine Studie zu einem Ergebnis, das einem nicht passt, wurde falsch interpretiert.

Ich persönlich konnte den Placeboeffekt durch die Anwendung bei Intensivpatienten ausschließen.

Wer sowas von sich gibt („konnte persönlich ausschließen“) zeigt, dass er die Problematik Placebo – Koinzidenz – Kausalität, Krankheitsverlauf, Regression zum Mittelwert etc. noch nicht mal im Ansatz verstanden hat. Gerade der persönliche Eindruck ist doch die Klippe, die es zu umschiffen gilt, will man belastbare Ergebnisse.

Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften in Wien (GWUP) setzt sich vorwiegend aus Nicht-Medizinern zusammen und sieht sich außerstande, medizinwissenschaftlich zu argumentieren.

Das ist eigentlich der beste Satz von Herrn Frass, bei dem man laut lachen kann. Erst belegt er durch seine Aussagen, dass er nicht wirklich Ahnung von wissenschaftlichem Arbeiten hat (muss er ja als Mediziner auch nicht), um dann Wissenschaftlern unwissenschaftliches Arbeiten vorzuwerfen. Es ist eigentlich recht unverschämt, Wissenschaftlern, die sich tagtäglich mit Studien befassen, vorzuwerfen, dass sie keine Studien interpretieren könnten. Er aber schon. Das klingt wie ein Automechaniker, der einem Motorenkonstrukteur vorwirft, von Motoren keine Ahnung zu haben, weil er noch nie einen Ölwechsel selbst gemacht hat. Aber so ist das Niveau von Homöopathen. Immer alles zurechtschwurbeln, die Realität nur als lästig empfinden.

Hier wird auf sehr niedrigem Niveau eine Verächtlichmachung der Homöopathie betrieben und abfällig über Homöopathen gesprochen. Mir geht es dabei nicht um meine Person, sondern einzig und allein um das Wohl der Patienten.

Ah. Beleidigte Leberwurst. Mit dem typischen Esoterikerargument: Ich will ja nur das Beste für die Anderen. Und wer mir das nicht glaubt, ist böse.

derStandard.at: Warum denken Sie denn, dass die Homöopathie so vielen Menschen ein Dorn im Auge ist?
Frass: Dazu habe ich keine genaue Vorstellung. Es könnte aber so sein wie in Großbritannien, wo ja im letzten Jahr eine ähnliche Aktion durchgeführt wurde, dass diese möglicherweise von Pharmafirmen gesponsert wird.

Jaja, die Pharmafimen. Homöopathiegegner können natürlich nur von niederen Interessen gesteuert sein. Unmöglich sich vorzustellen, dass es auch Menschen gibt, denen im 21. Jahrhundert magisch-religiöse Überzeugungen einfach nur noch auf den Keks gehen, wenn sie behaupten, Wissenschaft zu sein.

In Großbritannien ist diese Vermutung bis heute unwidersprochen.

Dann muss sie ja stimmen. Eine typische Sprachmanipulation, wie sie Homöopathen z.T. sehr gut beherrschen.

Warum die Aggressivität aber so groß ist, ist vielleicht darin begründet, dass die Homöopathie zu weniger Einweisungen in die Krankenhäuser führt und damit zu einer enormen Kosteneinsparung.

Im tief Sinken kennen die Homöopathen nur wenig Skrupel, wenn man an ihrer göttlichen Weisheit zweifelt. Wer keine Lust auf Voodoo und altertümliche Magie in modernen Krankenhäusern hat, muss natürlich von monetären Interessen gesteuert sein.

derStandard.at: Worauf beruht denn nun die Wirkung homöopathischer Arzneimittel?
Frass: Die Wirkung dürfte darauf beruhen, dass das homöopathische Arzneimittel dem Organismus eine Information gibt, die dieser im Sinne einer Selbst- und Spontanheilung umsetzt. Voraussetzung ist eine individuelle Anpassung der homöopathischen Medikamente.

Selbst-/Spontanheilungen sind in den allermeisten Fällen, die in einer erstaufnehmenden Praxis vorkommen, üblich. Hier mit dem unhaltbaren Informationsgeschwafel zu kommen, ist erbärmlich phantasielos und platt. Der einzige Trick der Homöopathen ist der, sich in der Natur das Prinzip der Schmarotzer abgeguckt zu haben, um sich die Selbstregenerierung eines Organismus auf ihre Fahnen zu schreiben. Zu Priestern einer Religion ist da qualitativ kein Unterschied.

derStandard.at: Skeptiker behaupten, dass in Hochpotenzen nur Zucker, Wasser oder Alkohol enthalten ist. Wie kann das noch wirken?
Frass: Auch das ist natürlich schon längst widerlegt.

Herr Frass, lügen Sie oder sind Sie tatsächlich so dreist? Natürlich ist mit moderner Analyse alles Mögliche in einer Lösung aus Zuckerwasser oder Alkoholverdünnung nachzuweisen. Die Frage wäre nun, ob das irgendwie relevant ist.

Es gibt Grundlagenexperimente, die zeigen dass Hochpotenzen physikalische Eigenschaften entfalten.

Ein echter Null-Satz. Physikalische Eigenschaften hat alles Materielle. Wo ist der Unterschied?

Es ist nirgendwo vorgeschrieben, dass man Hochpotenzen verwenden muss. Wer also damit ein intellektuelles Problem hat, der möge Niederpotenzen verwenden.

Hübsch entlarvend. Erst wird das Wohl des Patienten beschworen, dann ist plötzlich die Art der „Therapie“ ein „intellektuelles“ Problem des Therapeuten, der gerne machen kann, was er will. Findet er Hochpotenzen doof, soll er halt Niederpotenzen nehmen. Ist ja alles egal, bei den Homöopathen. Hoch oder niedrig, komplex oder mono, man bastelt halt was für sich oder die Kundschaft Überzeugendes zusammen. So hat man sich „Wissenschaft“ immer vorgestellt …

Dieser Schmäh mit den Hochpotenzen, die man verwenden muss, steht nirgendwo in Stein gemeißelt. Aber natürlich haben die Homöopathen damit Erfahrung und ich lade alle ein, mir den Placeboeffekt einmal umgekehrt zu beweisen.

Na, da bin ich gespannt. Ein Homöopath, der sich mal nicht wie ein Pudding verhält, den man an die Wand nageln will? Soviel Eier in der Hose?

Lassen Sie ihren Worten Taten folgen, Herr Dr. Frass!

(wobei: „umgekehrt beweisen“ lässt schon wieder einiges befürchten …)


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